Einschließendes Abgrenzen – eine praktische Implikation von Embodiment für die Arzt-Patient-Beziehung
In den letzten Jahren wurde das Konzept Embodiment zu einem Schlüsselparadigma in den interdiziplinären Theorien von Philosophie, Psychologie, Psychosomatik und Neurowissenschaft [Vgl. Fuchs, T., 2009]. Obwohl es ein hohes Potenzial für die verschiedenen Disziplinen besitzt, ist es weder in der medizinischen Theorie noch in der Praxis zufriedenstellend integriert.
Die vorliegende Arbeit soll das bestehende Wissen schärfen, um so einen Transfer mit praktischen Implikationen für den Arzt-Patienten-Kontakt zu ermöglichen. Die philosophische Analyse spannt einen Raum auf zwischen Uexkülls psychosomatischer Grundlagentheorie, welche auf der Basis des Konstruktivismus‘ die Wichtigkeit des Herstellens einer gemeinsamen Wirklichkeit zwischen Arzt und Patient beschreibt, und betrachtet diese unter dem Horizont von H. Plessners Interpretation von Embodiment als Leiblichkeit (Vgl. Walther, J., 2015).
Auf der Grundlage des so neu entstandenen Menschenbildes wird der Blick auf einen wenig beachteten und selten gelehrten, aber alltäglichen Aspekt richtet: Die Abgrenzung.
Dieser Prozess stellt eine essentielle Dimension der Selbstfürsorge dar. So stehen alle medical professionals im Patientenkontakt stets vor der oftmals subtilen Herausforderung, eine Balance zwischen Empathie und Distanzwahrung zu finden, um authentisch, aber gleichzeitig professionell agieren zu können.
Auf diesem Weg ermöglicht das theoretisch-interdisziplinäre Konzept des Embodiments eine Brücke zwischen psychosomatischer Grundlagentheorie und der praktischen Anwendung des neuen Paradigmas. Neben der Spezifikation des Konzeptes werden sieben Dimensionen von Abgrenzung beschrieben, welche der Forderung nachkommen, begrenzend, aber nicht ausschließend zu wirken.
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